Ansichten eines Clowns
Vor ein paar Tagen hatte ich das Vergnügen, Professor Bernhard Paul, den Gründer und Inhaber des Circus Roncalli persönlich kennenzulernen. Es war faszinierend diesen Menschen erleben zu dürfen, ihm zuzuhören und Hintergründe und Geschichten aus seinem Leben zu erfahren.
Wer seine Vita genauer betrachtet wird staunen, welche Energie, welche Vielfalt und welcher Unternehmergeist von diesem Mann ausgeht, der mehr als nur einmal vor scheinbar ausweglosen Situationen stand.
Und während Bernhard Paul von einem seiner zahlreichen Erlebnisse berichtete, fiel auch die Aussage: „Geld allein kann nie das Ziel sein“.
Nun kann man sich fragen: Kann er das sagen, weil er es heute längst geschafft hat, oder hat er es geschafft, weil er von Anfang an so gedacht hat?
Die Antwort darauf gab er selbst, durch die Art wie er erzählte. Wenn man diesem Mann zuhört, mit welcher Hingabe und Leidenschaft er vom Circus spricht, wenn man dabei in seine Augen sieht, ist die Begeisterung spürbar. Seine Liebe galt und gilt dem Circus. Sein Ziel war und ist es, Menschen zu berühren und zu begeistern.
Ein weiteres Beispiel dafür ist seine Sammlerleidenschaft: Die begann wohl mit einem Lausbubenstreich, als er vergessen hatte, die damals einzigen Bücher die es über den Circus in der heimischen Bibliothek gab, wieder zurückzugeben (was inzwischen längst um ein Vielfaches geschehen ist) und setzte sich fort mit dem Aufkauf von Nachlässen, wie z.B. den Hinterlassenschaften des weltberühmten Clowns Grock. Heute verfügt er u.a. über die größte Circus- und Varietèsammlung Europas.
Es geht ihm nicht alleine darum, diese Dinge zu besitzen. Sein Bestreben ist es, die vielen Geschichten und Lebenswerke die sich hinter all‘ diesen Gegenständen verbergen, zu bewahren und den Menschen zugänglich zu machen. So ist ein Circus-Museum nur die logische Konsequenz seiner nächsten Vorhaben.
Mit einem sympathischen Lächeln sagt er, dass er Helmut Schmidt mochte, bis dieser meinte, wer Visionen hätte solle besser zum Arzt gehen. Seine persönliche Meinung ist natürlich eine Andere.
„Geld allein kann nie das Ziel sein“ oder „das Publikum ist der Chef“ sind Aussagen einer Persönlichkeit die bei allem erreichten Erfolg mit einer bemerkenswerten Bescheidenheit auftritt.
Wie wohltuend könnte es sein, derartige Gedanken in unser Bewusstsein zu bringen. Nehmen wir an, wir würden den Begriff Publikum durch das Wort Kunde ersetzen. Und nehmen wir weiter an, es gelänge uns, etwas von dieser Hingabe und Leidenschaft in die Waagschale zu werfen, nicht auszudenken, was damit im Verkauf alles möglich wäre….